Nr. 3 - Wer bewegt wen?

Egal, ob man Hunde, Pferde oder anderen Tiere beobachtet: Es geht im sozialen Miteinander, immer um die zentrale Frage: “Wer bewegt wen?” Damit ist nicht unbedingt körperliches Bewegen gemeint, schon gar nicht mit Kraftaufwand. Hauptsächlich geht dabei um die Beeinflussung der Gedanken und Emotionen des anderen. Bestimmt jeder Hundehalter hat schon einmal beobachtet, wie Hunde einander bewegen. Vielleicht geht es dabei um einen Stock, der verteidigt wird. Der Besitzer des Stockes wird versuchen, den anderen davon fern zu halten. Das passiert entweder spielerisch, als Grundlage für ein Gespräch, oder etwas ernster, wenn er ihn wirklich einfach für sich haben will – ohne Diskussion!

Oder ein Hund versucht, einen anderen zum Rennen aufzufordern, ihn zu zünden. Dazu hüpft er vielleicht provokant vor dem anderen Hund herum, rempelt ihn an und springt weg, bis der andere sich anstecken lässt, oder eben auch nicht. Warum machen Hunde das? Meistens geht es Hunden in sozialen Interaktionen darum, ihre eigenen Fähigkeiten auszutesten und zu bewahren, was ihnen wichtig ist (Raum, Ressourcen, Sozialpartner etc.). Gleichzeitig wollen sie herausfinden, was ihr Gegenüber auf dem Kasten hat und ob es dort noch was “zu holen gibt” – und wenn es nur ein Ego-Boost ist!

Das tun Hunde, weil sie immer wissen wollen, mit wem sie umgeben sind und ob man sich auf die anwesenden Sozialpartner in Krisensituationen verlassen könnte, sich ihnen vielleicht sogar anvertrauen, oder ob man sie besser im Auge behalten sollte, weil sie Konkurrenten oder gar eine Bedrohung sein könnten. Das sollten wir uns immer bewusst machen, denn natürlich tun sie mit uns dasselbe. Wir sind genauso Sozialpartner und Teil ihrer Gruppe, wie es andere Hunde sind und werden auch entsprechend von ihnen unter die Lupe genommen. Welches Bild dabei von uns entsteht, formen wir in jeder Situation durch unser Handeln – positiv wie negativ!