Lexi und das Nichts-Tun

Gestern haben wir eine ausgedehnte Wanderung mit viel Entschleunigung und klaren Strukturen gemacht. Nach einem Großteil der Strecke haben wir auf einem kleinen Hügel eine Pause eingelegt. Die drei Großen und ich haben erst ein bisschen gespielt und gekuschelt und dann in der Sonne gedöst. Lexi dagegen war die ganze Zeit voll online und hat immer wieder versucht, uns zu provozieren und zu zünden. Also habe ich mich zu ihr gesetzt und beschlossen, ihr eine kleine Massage zu gönnen. Die drei Großen schlafen meistens innerhalb weniger Minuten ein, wenn ich das mit ihnen mache. Aber nicht so das Schlecks!

Sie hat gezappelt, gemotzt, gefiept, gezittert. Dass sie die (völlig unspektakuläre) Umgebung nicht mehr scannen konnte und einfach ruhig liegen sollte, konnte sie überhaupt nicht akzeptieren. Die entspannte Ruhe aller anderen Gruppenmitglieder, die um sie herum im Gras lagen konnte sie nicht mal ansatzweise annehmen und selbst nach einer knappen Stunde hatte sich noch nicht viel zum Besseren verändert. Hui!

Irgendwann war ich komplett durchgefroren und am Ende meiner Geduld und so suchte ich einen halbwegs vernünftigen Schlusspunkt und wir wanderten in den letzten Sonnenstrahlen zurück zum Auto. Natürlich ist mir das Ganze nicht aus dem Kopf gegangen, weil ich das so eigentlich nicht von meinen Hunden kenne und so habe ich mir vorgenommen, ab jetzt wieder bewusster Wert darauf zu legen, dass Lexi draußen öfter ruht und abschaltet. Damit habe ich am gleichen Abend noch begonnen, indem ich sie beim Fernsehen auf der Couch massiert habe und heute Vormittag dann nochmal mitten in der Wohnung. Dabei fiel es ihr schon sehr leicht, sich hinzugeben und komplett zu entspannen. Ein guter Anfang!

Auf unserem Spaziergang durch den Wald konnte ich heute Nachmittag dann auch draußen direkt nochmal anknüpfen und siehe da: es ging schon Welten besser! Ohne großen Widerstand hat sie sich auf die Seite gelegt und innerhalb kürzester Zeit akzeptiert, dass sie jetzt einfach mal nichts tut. Ohne einen einzigen Mucks! Taiga hat sich solidarisch direkt neben sie gelegt und geholfen. Die Jungs saßen und lagen ebenfalls entspannt um uns herum und haben aufgepasst.

Das hat mich wirklich sehr gefreut, dass sie so schnell wieder normaler wird und ein gesünderes Level findet als in den letzten Wochen, in denen sie ständig so unter Strom stand und gar nicht wusste, wohin mit sich. Auch an den Interaktionen mit den anderen nach der Ruhephase hat man deutlich gemerkt, wie gut ihr das gerade tut. Alle waren wieder viel weicher miteinander, es gab nicht ständig irgendwelche Explosionen und Hetzerei. Lexi hat sich viel mit sich selbst beschäftigt, statt dauernd einen der Großen zu provozieren und so waren alle entspannt und happy.  

Die Fähigkeit, die Außenwelt auszublenden und nicht immer zu meinen, dass sie alles etwas angeht, muss ein so reaktiver Hund wie Lexi unbedingt entwickeln. Bisher habe ich mich oft damit begnügt, dass sie sich gerade genug beherrschen kann, um an lockerer Leine und ohne aktiv zu reagieren (z.B. Bellen, Losspringen) mit mir an Reizen vorbeizugehen, aber offenbar reicht das nicht aus, denn ich habe viel zu oft das Gefühl, dass sie kurz davorsteht, zu explodieren und durchzustarten. Das darf sich jetzt wieder ändern und wir haben heute schon einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht, würde ich sagen!

Zurück
Zurück

Hundebegegnungen in der Wilhelminenaue

Weiter
Weiter

Von Verletzlichkeit und kleinen Geschenken