Hundebegegnungen in der Wilhelminenaue

Es ist Montag! Montag ist mein freier Tag und was macht man als Hundetrainerin an seinem freien Tag? Genau, mit den eigenen Hunden arbeiten. Also bin ich mit den Nasen nach Bayreuth gefahren und „halb-halb“ mit ihnen in der Wilhelminenaue spazieren gegangen, dem ehemaligen Landesgartenschaugelände. Das Ziel: Mal wieder jemanden treffen beim Spaziergang, vorzugsweise andere Hunde. Denn gemütlich durch den Wald zu tingeln, wo wir unter uns sind, ist zwar schön, aber ab und zu muss man sich nun mal auch mit Außenreizen auseinandersetzen.

In der Wilhelminenaue ist, theoretisch zumindest, Leinenpflicht und so hoffte ich auf viele Gelegenheiten, „einfach an anderen Hunden vorbeilaufen“ zu üben. Wir hatten auch tatsächlich mehr Glück, als erwartet und nur einen einzigen freilaufenden Junghund, der uns über den Haufen gerannt hat. Der kam dafür aber gleich mehrfach angelaufen, trotz der resoluten Aussage „Ab jetzt bleibst du an der kurzen Leine!“ der Halterin keine fünf Minuten vorher. Immer schön, sowas…

Zum Glück waren Sam und Taiga, mit denen ich zu der Zeit unterwegs war, ruhig und wir konnten das Ganze gut regeln. Der Jungspund war nach kurzem Schnuppern und trotz der klaren Körperhaltung meiner zwei, die unaufgeregt sagte: „Wir wollen nichts mit dir zu tun haben. Lass‘ uns in Ruhe!“ nicht der Meinung, wieder gehen zu müssen und hat selbstverständlich auch die Rufe seiner Halterin konsequent ignoriert. Ich habe dann begonnen, ihn ruhig zu blocken und meine zwei abzuschirmen, die offensichtlichst überhaupt keinen Bock auf den jungen Burschen hatten. Sie haben sich dabei schön zurückgehalten und mich machen lassen. Das hat mich wirklich positiv überrascht, weil wir so eine Situation schon lange nicht mehr hatten.

Witzig war auch die Begegnung mit einem älteren Herrn, der auf einem belebten Rad- und Fußweg seinen Flexileinen-Hund ungefragt und trotz meiner klaren Aussage „Bitte keinen Kontakt an der Leine!“ auf uns hat zusteuern lassen und dann völlig baff zu seiner Frau meinte „Glaabstes, die ham uns einfach ignoriert!“, nachdem Sam und Taiga einfach mit mir weitergelaufen sind. Joa, das war der Plan! 😉

Nach einer kurzen Pause bin ich die gleiche große Runde nochmal mit Oskar und Lexi gelaufen und auch das war ziemlich erfolgreich. Nur habe ich nach einer Weile gemerkt, dass ich langsam am Ende meiner Kapazität war und nicht mehr so ruhig und klar handeln konnte wie vorher. Ich unterschätze immer noch oft, wie anstrengend solche Ausflüge für mich sind, auch wenn eigentlich nichts groß passiert. Aber allein die Tatsache, dass wir an einem Ort sind, wo die Wahrscheinlichkeit besteht, dass wir Begegnungen haben, versetzt mich in einen Zustand der Wachsamkeit. Auch, dass ich meine Hunde an der Leine habe ist anstrengender, als wenn sie im Freilauf sind und ihr Ding machen können, weil ich zum Beispiel aufpassen muss, dass keiner in seine Leine tritt. Und ich bin dabei viel im Gespräch mit ihnen, um mitzukriegen, was sie wahrnehmen, wo sie vielleicht einen Moment Zeit zum Verarbeiten brauchen, eine Info von mir benötigen oder sich lösen möchten.

Aber auch wenn meine Kapazität für solche Ausflüge immer noch nicht endlos ist, ist sie schon sehr, sehr viel größer als noch vor ein paar Jahren. Vor allem merke ich auch immer leichter und früher, wenn ich langsam an meine Grenzen komme und nicht erst, wenn es schon zu spät ist und das Fass übergelaufen. Ein Hoch an dieser Stelle auf die Achtsamkeit und die Fähigkeit der Selbstregulation! Und ein Dank an Jane Pike, eine ganz, ganz tolle Frau, die in diesem Feld als Mentalcoach tolle Arbeit leistet und mir schon extrem viel geholfen hat. Sie hat zum Beispiel einen großartigen Podcast (The Confident Rider Podcast), den ich euch sehr empfehlen kann, wenn ihr mehr über dieses Thema und ihre Arbeit erfahren möchtet. Er ist übrigens auch für Nicht-Reiter geeignet, falls euch der Name irritiert.

Mit dem Untergang der Sonne kamen wir auch wieder am Bus an und nach großer Wiedersehensfreude (wir waren ja SO lange weg…) und einer kleinen Kuschelrunde zu fünft ging es müde und zufrieden ab nach Hause. So kann das immer sein, bitte!

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Lexi und das Nichts-Tun